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Selbstverständnis

Selbstverständnis Kesselbambule

Kesselbambule wurde 2019 als Aktionsbündnis von Klimaaktivist*innen aus verschiedenen Organisationen, Gruppen und Zusammenhängen ins Leben gerufen. Nach dem Klimacamp 2022 wurde Kesselbambule zu einer selbstständigen Gruppe, die auch im Bündnis mit anderen Klimagruppen Projekte in Stuttgart organisiert.

Warum Kesselbambule?

Die Klimakrise ist da. Denn schon heute sterben Menschen an den Folgen der Klimakrise, müssen hungern und fliehen; die Klimakrise verstärkt wie unter dem Brennglas schon vorhandene Krisen.

Weder die Politik noch die Gesellschaften in den industrialisierten Ländern sind bereit die verheerenden Auswirkungen und Konsequenzen ihres Handelns zu tragen und die unmittelbar notwendigen Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Das ist kein Zufall, sondern konkret in der Logik der kapitalistischen Produktionsweise begründet. Diese organisiert Ausbeutung, Entrechtung und Unterdrückung von Natur und Mensch möglichst effizient und ohne jede Rücksicht überall auf der Welt. Die Profiteur*innen des Kapitalismus und seine bürgerlichen Institutionen haben weder Interesse noch große Möglichkeiten innerhalb der Systemgrenzen dies zu ändern. Viel häufiger blockieren sie den Weg zu einer gerechten, solidarischen und nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Wir stehen dem Staat kritisch gegenüber, da er die Interessen des Kapitals höher gewichtet als die der (nicht nur) unter der Klimakrise leidenden Bevölkerung. Trotzdem kann in einzelnen konkreten Fällen eine Kooperation eingegangen werden, wenn die Ziele einer revolutionären Realpolitik entsprechen. Unter revolutionärer Realpolitik verstehen wir Reformen oder politische Maßnahmen, die Räume für nicht-kapitalistisches Handeln eröffnen.

Viele Menschen haben die Dringlichkeit eines grundlegenden Wandels erkannt. So versuchen sie ihr Konsumverhalten zu verändern. Doch individuelle Kaufentscheidungen oder Lebensstile werden die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen nicht aufhalten. Greenwashing, vermeintlich nachhaltige Produktion und nichtssagende Klimaneutralitäts-Label heben den Kapitalismus nicht aus den Angeln, sondern sichern den Profit und beinhalten keine wirkliche Veränderung. Auch ein sogenannter “grüner” Kapitalismus basiert immer noch auf der Ausbeutung von Natur und Menschen und kümmert sich nicht plötzlich um Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit.

Darum! Für ein Klima der Gerechtigkeit

Die Folgen der Klimakatastrophe treffen schon heute vor allem überausgebeutete Menschen im globalen Süden die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. Diese Ausbeutung steht in einer Tradition des Kolonialismus und Imperialismus und dessen rassistischer Rechtfertigung. Wir sitzen eben nicht alle im selben Boot: Während die einen höhere Dämme bauen können, verlieren die anderen ihr Zuhause.

Bei den Folgen der Klimakrise überlagern sich verschiedene Ebenen der Betroffenheit. Frauen, Queers, alte und kranke Menschen, Menschen mit Behinderung und andere marginalisierte Gruppen verfügen weltweit über weniger ökonomische Mittel und Zugänge zur Gesundheitsversorgung oder werden in Katastrophensituationen nicht mitgedacht, und sind deshalb zum Beispiel bei Dürreperioden oder Überschwemmungen stärker gefährdet.

Auch im globalen Norden wird die Klimakatastrophe spürbarer. Sich überschlagende Hitzerekorde, steigende Ernteausfälle und massive Waldbrände zeigen schon heute den Beginn unserer neuen Realität. Auch hier sind die Betroffenheiten und die Möglichkeiten sich vor Auswirkungen der Klimakrise zu schützen ungleich. Während sich die einen mit Klimaanlagen bis hin zu Bunkern schützen, wohnen die anderen in überhitzten und überteuerten Mietwohnungen. Und auch die Folgen unsozialer Klimapolitik gefährden Existenzgrundlagen, z.B. bei massenhaften Entlassungen durch eine sozial ungerechte Transformation der Automobilindustrie.

Die soziale Frage und der Kampf um Klimagerechtigkeit sind untrennbar miteinander verknüpft. Wir streiten für das gute Leben für alle ohne jede Unterdrückung und Ausbeutung. Dafür braucht es die Abkehr vom Kapitalismus und einen grundsätzlichen Wandel des Wirtschaftssystems und der Gesellschaft. Wir werden vieles grundlegend verändern müssen: Wie wir produzieren, wie wir konsumieren und wie wir Entscheidungsprozesse organisieren.

Politisch organisiert für Klimagerechtigkeit

Wir müssen diesen Systemwandel selbst durchsetzen – kreativ, solidarisch, aktivistisch und widerständig. Unsere Mittel sind vielfältig. Mit Bildungsveranstaltungen und anderen niederschwelligen Angeboten stärken wir die Bewegung und gewinnen neue Mitstreiter*innen; bei unseren Aktionen und Veranstaltungen machen wir ein solidarisches Miteinander und das gute Leben spürbar; ungehorsam brechen wir bewusst die Regeln eines Systems, das ungerecht ist und in dem wir stets verlieren.

Wir verstehen uns dabei als Teil der globalen Klimagerechtigkeitsbewegung, deren Kämpfe seit dem Beginn der Kolonisierung vor allem im Globalen Süden stattfinden. Als lokale Klimagruppe in Stuttgart leisten wir unseren Beitrag vor Ort und vernetzen uns überregional. Wir stellen nicht nur Probleme fest oder appellieren an die herrschende Politik, sondern nehmen unsere Leben selbst in die Hand und streiten für die radikalen Veränderung der Wirtschaft und Gesellschaft. Wir organisieren uns basisdemokratisch und möglichst inklusiv.

Als Teil emanzipatorischer Bewegungen schließen wir Faschist*innen, sogenannte neue Rechte und sonstige selbsterklärte Heimatschützer*innen von unseren Aktionen aus. Spaltungsversuche gegenüber der Klimagerechtigkeitsbewegung durch reaktionäre Kräfte weisen wir entschieden zurück.

Wir sehen uns auf der Straße! Oder im Plenum…<3

Stuttgart, April 2024
xoxo Kesselbambule

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