Klimacamp 2021
2021 haben wir noch als Aktionsbündnis Kesselbambule das Klimacamp im Stuttgarter Stadtgarten veranstaltet und eine Woche lang gemeinsam gelernt, diskutiert und gefeiert.
Aufruf
Kesselbambule Klimacamp 2022 – Klimagerechte Mobilität für Alle!
Europäische Mobilitätswoche? lol.
Vom 16.-22. September ist die Europäische Mobilitätswoche (EMW) und neben vielen anderen Städten in Europa nimmt auch Stuttgart daran Teil. Damit haben wir ein Problem: Die EMW in Stuttgart droht zu einem Bankett der Scheinlösungen und des Greenwashings zu werden. Sie täuscht Bürger*innenbeteiligung vor, wo keine ist. Autoinfrastrukturprojekte wie der Ausbau der B27 und das verkehrstechnisch sinnlose Betonprojekt S21 werden weiter vorangetrieben. Über unsere Mobilität und unsere Städte entscheiden momentan Konzerne, ihre Lobby und Politiker*innen.
Wie diese Entscheidungen ausfallen, richtet sich dabei nicht in erster Linie nach Bedürfnissen, sondern nach der im kapitalistischen System verankerten Profitlogik und dem daraus folgenden Wachstumszwang. Deswegen ist es wichtiger, Autos zu verkaufen als Radwege zu bauen, deshalb ist es wichtiger, Autobahnschneisen zu schaffen als für einen guten ÖPNV für alle zu sorgen.
Autos first, Menschen second.
Die größten deutschen Automobilhersteller, darunter auch Mercedes-Benz mit Sitz in Stuttgart, sind verantwortlich für höhere Treibhausgasemissionen als die gesamte Bundesrepublik. Stuttgart ist (nicht nur) damit ein Produktions-Hotspot der Klimakrise. Auch global basiert das Mobilitätskonzept des Globalen Nordens auf der Ausbeutung von Menschen und Ressourcen des Globalen Südens und Auslagerung von Klimafolgeschäden.
Aber nicht nur als Produktionsstandort, sondern auch als Wohnort ist Stuttgart bisher weit von einer klimagerechten Stadt entfernt.
Der große Zuspruch, den beispielsweise der Radentscheid und auch das 9€-Ticket bekommen, zeigen: Die Menschen haben Lust auf klimagerechte Mobilität! Trotzdem weigert sich die Stuttgarter Stadtverwaltung bisher großteils, vom Gemeinderat beschlossene Entscheidungen z.B. zur Verbesserung des Rad- und Fußverkehrs umzusetzen.
Und wenn es um Europa und Mobilität geht, dürfen wir die EU-Außengrenzen nicht vergessen: Dort wird jegliche würdevolle und sichere Mobilität für flüchtende Menschen in Richtung Europa gewaltvoll unterbunden.
Wir sagen: Eine Mobilitätswoche reicht noch lange nicht, es braucht eine umfassende klimagerechte Mobilitätswende von unten!
Mobilität geht uns alle an!
Wir alle müssen arbeiten, wir müssen einkaufen und zur Ärztin fahren. Kapitalistische Ausbeutung und ableistische1, rassistische, sexistische Unterdrückung werden auch am Thema Mobilität deutlich. Denn: Wer kann überhaupt wie mobil sein? Wem steht öffentlicher Raum zu Verfügung? Und für wen ist die Stadt gebaut? Für Eltern mit Kinderwagen, Menschen im Rollstuhl, Kinder und Jugendliche, Radfahrer*innen, den Altenpfleger im Frühdienst, arme Menschen? Eher nicht!
Die klimagerechte Mobilitätswende eröffnet uns Handlungsoptionen im Hier und Jetzt. Sie fordert uns auf, lebenswerte und für die Klimakrise gewappnete Städte zu gestalten und bringt uns näher an das gute Leben für Alle.
Der öffentliche Raum kann mehr sein als ein Parkplatz. Und die Wege zur klimagerechten Mobilität sind vielschichtig. Beschlossene Pläne für den Rad- und Fußverkehr müssen sofort umgesetzt werden. Das 9€-Ticket lassen wir uns nicht wieder nehmen!
Das ist aber erst der Anfang: Menschen sollten nicht auf ein privates Auto angewiesen sein – kürzere Lohnarbeitszeiten, ein Ausbau des ÖPNV und sinnvolle Stadtplanung ermöglichen, dass Alltagswege klimagerecht, gesünder und entspannt zu erledigen sind. Auch für ländliche Regionen müssen gute Konzepte für klimagerechte Mobilität etabliert werden. Wir kämpfen für eine klimagerechte Gesellschaft, in der öffentliche Verkehrsmittel kostenlos und solidarisch finanziert sind.
Während viele Menschen Angst haben, im Winter ihre Wohnung nicht heizen zu können, fährt die Automobilindustrie Milliardengewinne ein. Der Kampf um endliche Ressourcen und die Klimakrise verschärfen die bestehende soziale Ungleichheit.
Unsere Antwort: enteignen und umverteilen!
Wir kämpfen für eine umfassende Demokratisierung: gemeinsames Entscheiden über bedürfnisorientierte Produktion und Mobilität für alle Menschen.
Komm zum Kesselbambule Klimacamp 2022!
Auf dem Klima- und Aktionscamp wollen wir unsere Visionen für eine klimagerechte Gesellschaft teilen, weiterentwickeln und verwirklichen.
Wie kann der Weg zu einer klimagerechten Produktionsweise gemeinsam mit den Beschäftigten gestaltet werden? Mit welchen Aktionsformen machen wir der Stadtverwaltung Dampf, um endlich all die premium Radwege zu bekommen, die diese Stadt verdient hat? Welche fossilen Infrastrukturprojekte in und um Stuttgart werden zurzeit noch geplant und wie lässt sich der Widerstand dagegen organisieren? How to keep 9€-Ticket für immer? Wie geht eine feministische und anti-ableistische Verkehrswende? Und wie kommen wir einer Welt ohne gewaltvolle Grenzregimes näher? Wir werden uns in Workshops, Panels und Diskussionsrunden weiterbilden, lernen, austauschen und für gemeinsame Projekte in der Region vernetzen. Außerdem wartet auf uns ein vielfältiges Kulturprogramm mit Konzerten, Musik und Tanz. Und von A wie Äpfel fürs Müsli schneiden bis Z wie Zelte aufbauen sind auch Infrastruktur und Fürsorge-Arbeiten Teil unseres Camps und Teil unserer konkret gelebten Vision für ein solidarisches Morgen.
Wir laden alle Menschen ein, die an Klimagerechtigkeit und Mobilität interessiert sind, denn die Mobilitätswende schaffen wir nur mit starken Allianzen. Wir warten nicht auf Regierung und Wirtschaft, sondern schaffen mit dem Camp einen Ort der Bewegung und der radikalen Mobilitätswende, einen Gegenpol zur EMW.
Als Teil verschiedener emanzipatorischer Bewegungen schließen wir Faschist*innen, (neue) Rechte und selbsterklärte Heimatschützer*innen von der Teilnahme am Klimacamp aus. Weiterhin schließen wir Anhänger*innen der sogenannten »Querdenken«-Bewegung ebenfalls aus. Wir wenden uns gegen Verschwörungsmythen, Esoterik und Antisemitismus. Reaktionäre Ideologien und Bewegungen haben in unserem solidarischen Projekt keinen Platz.
Wir sehen uns vom 16.-22. September im Stadtgarten Stuttgart!
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1 Diskriminierung aufgrund von Behinderung↑
Aktionsaufruf
Mobilitätswende statt -woche!
Eine Mobilitätswoche im Jahr ist noch lange nicht ausreichend – wir brauchen eine klimagerechte Mobilitätswende von unten! Doch die Stuttgarter Mobilitätswoche bietet vor allem Scheinlösungen und Scheinbürgerinnenbeteiligung. Wer bisher diese Stadt gestaltet, sind nicht die vielen Bürgerinneninitiativen, sondern die Autolobby, verschleppte politische Entscheidungen und nicht umgesetzte Pläne.
Wir lassen diese Mobilitätswoche nicht unkommentiert und zeigen, wer zur Stadt und was zu einer echten klimagerechten und solidarischen Mobilitätswende gehört.
Die Stuttgarter Mobilitätswoche? Eine verknotete Autobrezel.
Wir meinen es ernst und gehen an die Verhältnisse – wir bleiben nicht bei einer Brezel sondern wollen die ganze Bäckerei!
Demokratisierung statt automobiler Kapitalismus
Deswegen sind auch nicht E-Autos und temporäre Spielstraßen die Lösung dieser Mobilitätskrise. Der Kapitalismus und das Verkehrskonzept des Globalen Nordens gehören abgewrackt! Prozesse müssen demokratisiert werden: Bürger*innen sollen über ihre Lebensorte, diese Stadt und Produktionsweisen entscheiden können. Mobilität darf kein Luxus sein, sondern muss klimagerecht, solidarisch und für alle sein. Wir zeigen: Stuttgart ist nicht die Stadt der Reichen, sondern die Stadt von uns allen.
Macht euch bereit!
Am Samstag werden wir gemeinsam in Aktion treten. Wir werden Präsenz zeigen, uns öffentlichen Raum selbstbestimmt nehmen und dabei unsere Ideen einer gerechten Mobilität kommunizieren. Dabei gehen wir bestimmt und besonnen vor.
Kommt mit! Organisiert euch in Bezugsgruppen und seid ready, gemeinsam für eine radikale Mobilitätswende zu streiten. Informiert euch auf dem Camp, kommt zum Aktionsplenum und lest den Aktionskonsens. Während der Aktion wird ein Ermittlungsausschuss eingerichtet sein, den ihr im Fall von Gewahrsam oder Beobachtungen von Festnahmen anrufen könnt.
Für eine radikal klimagerechte und solidarische Gesellschaft, eine, in der wir alle mobil sein können!
Unterstützer*innen
Das Aktionsbündnis Kesselbambule
- Aktionstreffen Klimagerechtigkeit Stuttgart
- Ende Gelände Stuttgart
- Extinction Rebellion Stuttgart
- Freifahren Stuttgart
- Fridays For Future Stuttgart
- Interventionistische Linke Stuttgart
- Platz Da!
- Seebrücke Stuttgart
- Stuttgart Ökologisch Sozial
In Kooperation mit
- Die AnStifter – InterCulturelle Initiativen (iCi) e.V.
- DGB-Jugend Region Stuttgart
- Eintopf – Kalender für emanzipatorische Politik und Kultur im Kessel
- FUSS e.V. – Stuttgart
- Klima- und Umweltbündnis Stuttgart
- Movement Hub
- Naturfreunde Radgruppe Stuttgart e.V.
- Plattsalat West
- Raupe Immersatt
- Refugees4Refugees
- ver.di Jugend Stuttgart
- Verkehrsclub Deutschland – Kreisverband Stuttgart e. V.
- Zirkus Mutter Erde e.V.
Mit freundlicher Unterstützung von
Pressespiegel
junge Welt vom 26.9.2022: »Die Verkehrswende werden wir von unten erkämpfen«
Filder Wochenblatt vom 16./17.9.2022: Im Hotspot der Klimakrise
SWR Aktuell BW vom 16.9.2022 19:30 (Video ab Min 8:49)
Stuttgarter Zeitung vom 16.9.2022: Einsatz für Klimaschutz und eine gerechte Mobilitätswende
Regio TV Stuttgart Journal vom 14.09.2022: Klimacamp im Stadtgarten
Kontext:Wochenzeitung vom 14.9.2022: Wo wir hin wollen. Klimacamp und Mobilitätswoche.
Radio Dreyeckland vom 12.09.2022: Kesselbambule Klimacamp 2022 in Stuttgart
Pressemitteilungen
Pressemitteilung 1 vom 7.9.2022: Mobilitätswende statt Mobilitätswoche – Aktionsbündnis Kesselbambule plant Klimacamp (PDF)
Pressemitteilung 2 vom 14.9.2022: Klimaaktivisten werfen Stadt vorsätzliches Erschweren des Klimacamps vor (PDF)
Pressemitteilung 3 vom 16.9.2022: Aktionsbündnis Kesselbambule eröffnet Klimacamp zur Mobilitätswende (PDF)
Pressemitteilung 4 vom 22.9.2022: Kesselbambule Klimacamp im Stadtgarten endet mit Demonstration (PDF)